Wer hier eigentlich schreibt: Hey, ich bin Maike. Ich reise gerne alleine – und am liebsten, ohne zu fliegen. Mein Notizbuch ist dabei immer im Gepäck. Beim Reisen verschlägt es mich meistens Richtung Osten, nach Südosteuropa oder in die Türkei.
Hand auf’s Herz – Alleine reisen als Frau kann sehr spannend sein und es gibt mitunter Situationen, die dich nachhaltig prägen.. Ich erinnere mich noch genau an eine Bahnfahrt in Polen, als ich gerade 16 Jahre alt war. Meine Freundin, mit der ich zusammen reiste, beschwerte sich über die rauchenden Männer neben unserem Abteil. Die Männer, die das mitbekamen, rauchten in Ruhe zu Ende, bevor sie sich uns näherten. Einer von ihnen beugte sich zu mir herab, sodass ich den Alkohol in seinem Atem riechen konnte. Er flüsterte mir anzügliche Dinge ins Ohr.
Dieser Moment ist mir heute, über zehn Jahre nach der Zugfahrt in Polen, immer noch eindrücklich in Erinnerung geblieben. Ebenso meine Angst, die Männer könnten uns zum Zeltplatz folgen oder wir würden ihnen abends in der Stadt wiederbegegnen, wenn keine anderen Menschen in der Nähe wären. Wenigstens war ich in dieser Situation nicht alleine, meine Freundin war ja dabei. Trotzdem – alleine reisen als Frau, das lernte ich schon damals, geht mitunter mit unangenehmen Momenten und schwer einzuschätzenden Risiken einher.
Alleine unterwegs? Meine Story…
Dennoch ist das Alleinreisen eine Art des Reisens, die jeder Mensch – und damit auch und erst recht jede Frau – einmal ausprobiert haben sollte. Ich habe nie eingesehen, dass das Bild des „lonesome traveller“, eines Jack Kerouac oder Jack London, die auf Güterzügen trampen, in billigen Motels unterkommen, interessante Fremde treffen und mit ihnen Abenteuer erleben, nur den Männern vorbehalten sein sollte.
Alleine reisen als Frau wird bei den meisten Menschen nicht mit Abenteuer sondern vielmehr mit Angst und Risiko in Verbindung gebracht. Um mir selbst das Gegenteil zu beweisen, machte ich mich 2014 nach meinem Bachelorabschluss auf eine zehnmonatige Reise, die mich durch Osteuropa, die Türkei, Georgien und Südostasien führte. Dabei war mein Anspruch, möglichst wenig zu fliegen und stattdessen auf die langsame Art mit dem Zug, Bus oder auch mal per Anhalter zu reisen. Meine schwierigsten und schönsten Erlebnisse mit den jeweiligen Verkehrsmitteln habe ich hier zusammengestellt:
Alleine reisen als Frau mit dem Zug
Nach dem Erlebnis in Polen habe ich noch unzählige Züge genommen und es dabei immer genossen, alleine stundenlang aus dem Fenster zu schauen, Musik zu hören oder Bücher zu lesen. Einmal verbrachte ich sogar 25 Stunden in ein und demselben Zug vom östlichsten Rand der Türkei bis nach Ankara.
Am Bahnhof in Belgrad kam es allerdings zu einem unangenehmen Erlebnis, als ich gerade dabei war, mir ein Ticket zu kaufen. Plötzlich bemerkte ich einen Bettler dicht hinter mir, nur Zentimeter von meinem Gesicht entfernt. Ich erschrak und sah schon im selben Moment, dass meine Angst ihn amüsierte. Er folgte mir und machte obszöne Kommentare, bis ich mich einer Mitreisenden anschloss und den Bahnhof verließ.
Mein Tipp in solchen Situationen: Sucht euch Verbündete. Schließt euch anderen Frauen, Pärchen oder Gruppen an und erzählt ihnen von der Situation. Alleine reisen als Frau ist okay, wenn man in den richtigen Momenten nicht davor scheut, Allianzen zu schmieden.
Beim Zugfahren in Osteuropa trifft man oft nur auf Touristen, weil die Busse schneller sind und damit von Einheimischen bevorzugt werden. So kann es vorkommen, dass man viel Platz für sich hat. Von Istanbul bis nach Sofia gab es lange Zeit keine Zugverbindung, bis der Verkehr 2017 wieder aufgenommen wurde. Alleine im 4er-Abteil genoss ich auf der Fahrt einen Luxus, den man sich sonst als Reisende mit kleinem Budget eher selten gönnt: Ein Zimmer für sich allein. Der Blick aus dem Fenster zum Sonnenaufgang über den bulgarischen Bergen ist dabei die schönste Aussicht, die man sich vorstellen kann.
Alleine reisen als Frau mit dem Bus
Nichts liebe ich mehr, als in der Türkei oder in Osteuropa mit dem Fernbus zu reisen. Die türkischen Busse haben oft Fernsehbildschirme an jedem Platz, es wird Tee serviert und mitten in der Nacht hält man an Busbahnhöfen im Nirgendwo, um eine Suppe zu essen und die Beine zu vertreten, bevor es weitergeht. In türkischen Bussen ist alleine reisen als Frau kein Problem, weil Frauen grundsätzlich nur Plätze neben anderen Frauen zugeteilt werden. Mit dem Bus hatte ich kaum negative Erlebnisse.
Bloß einmal fragte ich in Albanien einen Mann nach dem richtigen Bus, woraufhin er mich zu seinem Privatauto führte. Ich kann natürlich nicht wissen, was er vorhatte, wahrscheinlich hätte er nur einen höheren Preis für die Fahrt verlangt als der reguläre Bus, aber dennoch war es eine unangenehme Situation. Grundsätzlich sollte man auch bei Minibussen immer sicher gehen, dass es sich wirklich um offizielle Busse handelt.
Auf derselben Reise, auf dem Weg vom Kosovo nach Mazedonien, kam ich mit einem IT- Studenten ins Gespräch. Er fragte mich darüber aus, wie es sei, alleine zu reisen als Frau und bot an, mir am nächsten Tag Skopje zu zeigen. Wir tranken zusammen den in der Region berühmten Macchiato und besichtigten die zahlreichen Statuen Skopjes, die ein bisschen an Disneyland erinnern. Bis heute haben wir Kontakt gehalten.
Alleine reisen als Frau per Anhalter
Per Anhalter zu fahren genießt, gelinde gesagt, nicht den besten Ruf. Dennoch würde ich niemals behaupten, dass alleine reisen als Frau per Anhalter grundsätzlich nicht möglich ist. Denn es gibt durchaus Möglichkeiten, bis zu einem gewissen Grad zu steuern, bei wem man ins Auto steigt.
Mein Tipp ist, sich an einer Tankstelle oder einem Parkplatz die potenziellen Fahrer*innen anzusehen, bevor man sich entscheidet, jemanden anzusprechen. Natürlich kann der äußere Eindruck immer trügen – aber immerhin bleibt so nicht alles dem Zufall überlassen.
Ein eindrückliches Erlebnis, das ich beim „Hitchhiken“ hatte, war folgendes: Ein Mercedesfahrer hielt mit quietschenden Reifen neben mir. Der Fahrer kurbelte das Fenster herunter und blaffte mich an: „Haben Sie keine Freunde?“ Als ich erklärte, dass ich schon Freunde hätte, aber es im Moment vorziehe, alleine zu reisen, schimpfte er: „Alleine reisen als Frau? Machen Sie das nie wieder!“ Und brauste davon.
Ein anderes Mal war ich tatsächlich darauf angewiesen, dass ein Auto mich mitnahm. Ich hatte gerade die Grenze von Georgien in die Türkei überquert, als ich feststellte, dass von dort keine Busse abfuhren. Ein Sturm kam auf und vor mir lag meilenweit nichts als die grünen Hügel Ostanatoliens. Als ein Auto neben mir hielt, wusste ich, dass mir kaum eine andere Wahl bleiben würde, als mitzufahren. Der Fahrer brachte mich bis in den nächsten Ort, lud mich zwischendurch zum Mittagessen ein und war ansonsten zurückhaltend und freundlich.
Meine Gedanken zum Alleine Reisen als Frau…
Sicherlich kann beim Alleine Traveln Vieles passieren – aber mir wurde grundsätzlich auch so viel ehrliche Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Unterstützung entgegengebracht, dass ich jeder Frau, die alleine reisen möchte, immer dazu raten würde, es auszuprobieren. Und dafür muss es nicht immer Südostasien oder Australien sein: Auch die östlichen Länder, die mit dem Zug oder Bus erreichbar sind, sind bei weitem nicht so unsicher, wie ihr Ruf besagt und definitiv eine Reise wert.
Liebe Grüße voller Fernweh,
deine Maike von Worte und Taten.
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