Von Pelumi Nubi (aus dem Englischen übersetzt).

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Gastautorin Pelumi Nubi ist Gründerin der Marke “@Black.Kintsugi” sowie Markenbotschafterin für MyPostcard.

In den USA fanden neben George Floyd, Ahmaud Arbery und Breonna Taylor über die Jahre hinweg so viele namenlose Schwarze ihren Tod durch Polizeigewalt, dass nun endlich in allen 50 Bundesstaaten Massenproteste entstehen. Zudem breitet sich die friedliche Bewegung gerade auf der  ganzen Welt aus. Schwarze und Weiße wollen gemeinsam mit Menschen aller Hautfarben Black Lives Matter unterstützen: „Keine Gerechtigkeit, kein Frieden!“ Was kann also ein jeder tun, um in diesen kritischen Zeiten Support für #BLM zu zeigen?

Hier in Großbritannien, wo ich derzeit lebe, fanden bereits mehrere Proteste statt. Es ist derselbe Ort, an dem ich mit nur 10 Jahren meine ersten Erfahrungen mit Rassismus sammeln musste. Ich war zu dem Zeitpunkt gerade erst aus Nigeria eingewandert. In der Schule wollten die Kinder nicht mit mir spielen, weil ihnen meine Haut zu dunkel war. Sie nannten mich „Blick“ und „FOB“ (fresh off the boat – frisch vom Boot). Sie machten Affengeräusche und weigerten sich, etwas anzufassen, nachdem ich es berührt hatte. Also zog ich mich in die Bibliothek zurück, wo ich Reisemagazine las. Davon träumte ich, die Welt zu entdecken und meiner Realität zu entfliehen.

Heute, fünfzehn Jahre später, habe ich mehr als 60 Länder bereist. Dennoch erlebe ich es immer wieder, dass Schwarze in manchen weißen Gesellschaften nicht erwünscht sind.

Antirassistische Proteste sind keine Neuheit … Bieten aber nach wie vor etliche Chancen für Veränderungen

Die Ereignisse der letzten Wochen haben viele Kreise der Gesellschaft auf die Ungerechtigkeiten aufmerksam gemacht, die Schwarze tagtäglich erleiden. Doch rassistisches Gedankengut existiert nicht erst seit gestern. In unserer heutigen Zeit bieten sich bloß wesentlich mehr Möglichkeiten, diese Art von Gewalttaten zu dokumentieren und rund um den Globus zu verbreiten. In der Realität sehen sich schwarze Menschen nämlich schon seit langem mit einem System der Unterdrückung konfrontiert. Natürlich ist es in solchen Situationen leicht, die Augen zu verschließen – aber was für eine Welt erschaffen wir damit? Zeige dich besser solidarisch mit allen Schwarzen und versprich deine Unterstützung. Verhalte dich durch und durch antirassistisch.

Auch wenn wahrscheinlich ein großer Drang besteht, „das Problem schnell zu lösen“, halte ich es zunächst für wichtig, dass du nicht nur verstehst, wie du ein Mitstreiter unserer Sache wirst, sondern gleichzeitig begreifst, was Black Lives Matter unterstützen überhaupt bedeutet. Per Definition beschreibt das Wort „Mitstreiter“ oder „Ally“ jemanden, der dasselbe Ziel wie man selbst verfolgt und mit einem gemeinsam für dieses Ziel kämpft. In dem Moment, in dem das gemeinsame Ziel aus dieser Vereinigung verschwindet, löst sich der Kern der ganzen Bewegung auf. Sei also vorsichtig, wenn du Aussagen wie „Für mich sind alle Menschen gleich“ oder „All Lives Matter“ hörst. Solche Sprüche banalisieren die aktuelle Situation bloß.

Dieser Kampf wird nicht von Schwarzen allein geführt

Black Lives Matter unterstützen, sich engagieren, die eigene Solidarität zum Ausdruck bringen… All das kann anfangs beängstigend wirken – vor allem, wenn du nicht genau weißt, wie dein erster Schritt überhaupt aussieht. Deshalb solltest du dir bewusst machen, dass das Engagement gegen Rassismus nicht allein von Schwarzen ausgehen darf. Die ganze Welt muss gegen diese Krankheit namens Hass ankämpfen, die schon längst ausgerottet sein sollte. Oder anders formuliert: Ließe sich das Coronavirus eindämmen, wenn nur Schwarze ihre Masken tragen würden?

Möchtest du gerne mehr darüber erfahren, wie du Black Lives Matter unterstützen und mit deinem Support auch andere begeistern kannst? Dann habe ich hier 7 Wege für dich, ein echter Mitstreiter auf dem Weg zu  einer antirassistischen Gesellschaft, zu werden:


Wie du langfristig deine Unterstützung zeigst

Schritt Nr. 1 – Black Lives Matter unterstützen: AKZEPTIERE die Existenz von Rassismus

Ein Plakat lautet 'ich sehe dich'

Zuallererst müssen  du und dein Umfeld euch selbst eingestehen, dass Rassismus WIRKLICH EXISTIERT. Du wirst die Ausmaße dieses Elends vermutlich nicht direkt überblicken, allerdings ist das völlig in Ordnung. Auf die Gefahr hin, dass ich jetzt etwas herablassend klinge: Egal, wie nahe du betroffenen Gruppen stehst oder wie stark du dich engagierst, als Weißer wirst du in Bezug auf Rassismus nie mit Bestimmtheit sagen können: „Ich verstehe, wie du dich fühlst und was du durchmachen musstest.“

Deine Bereitschaft, diese Tatsache zuzugeben, ist eines der wertvollsten Dinge, mit denen du Black Lives Matter unterstützen kannst. Erkennst du diese Wahrheit an, gibst du uns das Gefühl, gesehen und gehört zu werden. Es bedeutet, dass Du meine Erfahrungen anerkennst.. Das mag schwierig sein, aber du musst dich daran gewöhnen, dass du bei dieser Geschichte nicht im Zentrum stehst.

Fang bei dir selbst an und teste deine Vorurteile denn alles was zählt ist dein Handeln um uns zu unterstützen. Siehst du etwa auf deinem Flug einen Menschen mit dunkler Hautfarbe in der ersten Klasse sitzen und wunderst dich, ob vielleicht eine Verwechslung der Sitzplätze vorliegt? Oder bemerkst du eine schwarze Familie in der Lobby eines Luxus-Hotels und gehst davon aus, dass sie vermutlich hier arbeiten und keine Gäste sind?

Mikroaggressionen (und mögen sie noch so passiv ablaufen) können auf die betroffenen Personen sehr traumatisierend wirken. Insbesondere, wenn sie jeden Tag damit konfrontiert sind. Das ist kein angenehmer Alltag.

Schritt Nr. 2 – Black Lives Matter unterstützen: ZUHÖREN und LERNEN

Eine Frau unterstütz Black Lives Matter mit einen Plakat

Hör zu – und widerstehe dem Drang, dich zu rechtfertigen.

Ganz ehrlich, ständig über die Ungerechtigkeiten zu sprechen, denen Schwarzen tagein tagaus gegenüberstehen, kann nach einer gewissen Zeit ziemlich anstrengend und belastend für die eigene Psyche sein. Poch also nicht auf weitere Erklärungen oder verliere gar den Mut, wenn ein dunkelhäutiger Freund sich dazu entscheidet, die Erfahrungen seines Alltags mit dir zu teilen. Wirkliche Unterstützung kommt in Form eines offenen Ohres und mit der Bereitschaft, ohne Rechtfertigung zuzuhören. Fall nicht auf allgemeine Phrasen wie „So schlimm ist es doch gar nicht“ oder „Ich gehöre aber zu den Guten“ zurück.

Denk immer daran, dass du nicht der Held dieser Geschichte bist.

Schritt Nr. 3 – Black Lives Matter unterstützen: INFORMIERE DICH

Ein Plaket lautet 'informiere dich' um Black Lives Matter zu unterstützen

Sich zu informieren und dabei selbst weiterzubilden ist ein grundlegender Schritt für jeden Unterstützer. Denn woher willst du sonst das Wissen nehmen, wie du rassistische Ideologien von „White Supremacy“ (der Überlegenheit der Weißen) bekämpfen kannst?

Niemand verdient es, in Angst zu leben. Niemand sollte es für notwendig halten, seinen Kindern – vor allem schwarzen Söhnen – spezielle Anweisungen zu geben, wie sie sich bei einer Polizeikontrolle zu verhalten haben.

Deshalb an dieser Stelle zwei persönliche Buch-Empfehlungen von mir: Erstens „Warum ich nicht länger mit Weißen über Hautfarbe spreche“ von Reni Eddo-Lodge. Und zweitens „Wir müssen über Rassismus sprechen“ von Robin J. DiAngelo.

Wenn du auf der Suche nach etwas leichterer Kost zum Lesen bist, wirst du mit dem Hashtag #BlackLivesMatter auf eine große Sammlung von Informationen stoßen, mit deren Hilfe du auf dem Laufenden bleibst. Zudem kannst du auf Instagram @glographics folgen, die sich seit vielen Jahren mit der Thematik befassen.

Denn Support ist wichtig. Schon wirst du als Mitstreiter angesehen, wenn du dir bloß der täglichen Hürden bewusst wirst, die sich uns in den Weg stellen.

Schritt Nr. 4 – Black Lives Matter unterstützen: VERÄNDERUNG FORDERN

Ein Plaket wird während Black Lives Matter Protesten gehalten

Schreib an die Entscheidungsträger. Wir sollten weniger leere Worte wechseln, sondern konkret handeln. Das heißt es, antirassistisch zu sein und Black Lives Matter zu unterstützen. So zeigst du deinem Umfeld, dass du deine Hausaufgaben gemacht hast, die Ideologien der Bewegung befürwortest und gegen die Ungerechtigkeiten, die Schwarze betreffen, vorgehst.

Nutz dein Privileg dazu, mit deinem politischen Vertreter regional oder auf Bundesebene in Kontakt zu treten. Hierzu bietet sich die neue gemeinnützige MyPostcard-Kollektion an. Bei der kannst du speziell für diesen Zweck designte #BlackLivesMatter Postkarten erwerben, die direkt in den Briefkasten eines Abgeordneten flattern können. Dadurch forderst du Gerechtigkeit für George Floyd und machst auf Veränderungen im eigenen Land aufmerksam. Gleichzeitig wird der gesamte Erlös an das Bail Project gespendet.

Schritt Nr. 5 – Black Lives Matter unterstützen: SPENDEN

Ein Mann trägt die Black-Power Faust in die Haare

Spenden sind der Grundstein einer jeden Bewegung. Du kannst aus einer Vielzahl an Spendenkanälen und GoFundMe-Seiten  wählen, die eigens für die Opfer von Rassismus eröffnet wurden.

Hier sind ein paar persönliche Empfehlungen vertrauenswürdiger Organisationen:

Unabhängig davon solltest du jede wohltätige Organisation, die du mit einer Spende unterstützen  willst, im Vorfeld ausgiebig überprüfen. Wie immer versuchen Betrüger, die aktuelle Situation und die Großzügigkeit der Menschen auszunutzen. Etwa gab es vor kurzem den brisanten Fall der Black Lives Matter Foundation, die weder etwas mit den Protesten zu tun hatte, noch Black Lives Matter unterstützen wollte. Hier ermitteln nun die Behörden.

Doch die positiven Beispiele überwiegen natürlich. Wie bereits erwähnt, hat MyPostcard gemeinnützige Postkarten mit acht wunderschönen Motiven erstellt. Diese Karten müssen nicht zwingend in der Politik landen. Du kannst auch deine Familie und Freunde damit überraschen und ihnen signalisieren, dass du Black Lives Matter unterstützt. Das Tolle daran ist nämlich, dass der gesamte Gewinn, der mit den #BlackLivesMatter Postkarten erzielt wird, an das Bail Projekt gespendet wird. Die Organisation hat die Absicht, Masseninhaftierungen zu verhindern und gleichzeitig sicherzustellen, dass alle Familien wiedervereinigt werden. Unabhängig davon, ob sie eine Kaution zahlen können oder nicht.

Schritt Nr. 6 – Black Lives Matter unterstützen: Geschäfte von Schwarzen FÖRDERN

Auf ein BLM Plakat steht 'Tue, was du predigst'

Unterstütze die Geschäfte von Schwarzen – und nein, diese Geschäfte sind nicht zwangsläufig „kleine Läden“, das sind bloß wieder Vorurteile. Schwarze können genauso hinter globalen Unternehmen stecken. Oder einfach nur Inhaber ihrer eigenen Firma sein.

Black Lives Matter unterstützen, das bedeutet, die eigenen Gewohnheiten zu ändern und bewusst in diesen Geschäften einzukaufen. Das ist wirklicher Support. Die wirtschaftliche Entwicklung deiner schwarzen Mitmenschen zu fördern, die aufgrund des systematischen Rassismus, der seit einigen Generationen herrscht, massiv beeinträchtigt ist.

Schritt Nr. 7 – Black Lives Matter unterstützen: SETZ dein Privileg richtig EIN

Die Protesten von Black Lives Matter in London

In einer von Rassismus geprägten Welt verfügst du über mehr Macht, als ich es in Worten beschreiben könnte. Allein in den letzten Wochen sind unzählige Bilder von den Protesten aufgetaucht, die weiße Menschen zeigen, die sich vor Schwarze werfen, als die Polizei versucht, diese anzugreifen. Ein einfaches Mittel, aber mit Wirkung: Sofort veränderten die Gesetzeshüter ihr Verhalten.

Damit du Black Lives Matter unterstützen kannst, musst du in solchen Situation sichtbar auftreten – so verhältst du dich antirassistisch. Nutze dein Privileg dazu, dir Gehör zu verschaffen und unterdrückten Stimmen Gewicht zu verleihen – selbst wenn dieser Trend vorbei geht.

Du kannst dein Privileg auf verschiedene Art und Weise einsetzen. Im Berufsleben kannst du dich zum Beispiel dafür einsetzen, dass Schwarze, die entsprechend qualifiziert sind, auch die gleichen Chancen in Hinblick auf Beförderungen und den beruflichen Aufstieg bekommen. Denn unsere heutige Gesellschaft ist weder der Ort noch die Zeit, um über diese wichtigen Dinge zu schweigen.

Ein gutes Beispiel dafür, wie eine Unterstützung von Black Lives Matter aussieht, wäre #PullUpOrShutUp. Im Rahmen dieser Bewegung wurden Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen (wie etwa dem Beauty-Sektor) mit gewissen Druckmitteln aufgefordert, endlich offenzulegen, wie viele schwarze Mitarbeiter im Management oder generell im Betrieb beschäftigt sind. Das Ergebnis war schockierend. Es hatte zur Folge, dass, Beauty Influencer und deren Follower sich als echte Verbündete erwiesen und schworen ihr Geld woanders auszugeben bis diese Firmen ihre Unternehmensstrukturen verbessern würden. 

Black Lives Matter unterstützen und antirassistisch sein, das beinhaltet eben manchmal auch, auf die eigene Lieblingsmarke zu verzichten, wenn deren Image nur aus leeren Versprechen besteht.

Abschließende Überlegungen zum Thema BLM

Denk immer daran, dass es mehr als nur einen Weg gibt, Black Lives Matter zu unterstützen. Schon dieser Artikel zeigt dir sieben Möglichkeiten auf. Inaktivität oder Schweigen zählen nicht dazu. Du musst die Veränderungen, die du auf der Welt sehen willst, selbst einleiten. Es genügt nicht, kein Rassist zu sein. Du musst dich aktiv antirassistisch verhalten. Steh deinen schwarzen Mitmenschen in ihrem Kampf bei und schenke ihren Stimmen Gehör!

Während ich diesen Text hier schreibe, musste ich feststellen, dass ich sehr auf meinen Ton achte und mich stellenweise selbst zensierte. Ähnlich geht es mir auch im alltäglichen Leben. Das ist die Wahrheit der meisten schwarzen Frauen, sei es am Arbeitsplatz, im Liebesleben oder in anderen Situationen. Wenn du diesen Beitrag also bis hierhin gelesen hast, glaubst du, ich sei zu laut, zu aufgebracht oder zu offen gewesen? Was heißt das überhaupt? Und wieso ist das wohl der Fall? Mit diesen Fragen überlasse ich dich nun deinen eigenen Gedanken.

Friede, Liebe, Licht, für euch unzensiert,

Pelumi (Black.Kintsugi)


Über die Autorin

Pelumi Nubi wurde in Nigeria geboren und zog im Alter von 10 Jahren nach Großbritannien. Zurzeit promoviert sie in der Krebsforschung und Humangenetik.

Als Weltreisende, die bereits mehr als 60 Länder gesehen hat, hat sie es sich zum Ziel gesetzt, einmal jedes Land dieser Erde zu besuchen.

Sie ist die Gründerin von @black.kintsugi auf Instagram, wo sie ihre Besucher über das Reisen aufklärt. Insbesondere darüber, dass Reisen einfach, sicher und vor allem machbar sein kann. Sie möchte den Menschen helfen, aus ihrer Komfortzone herauszutreten und sie ermutigen, neue Reiseziele zu erkunden und besondere Erfahrungen in fremden Kulturen zu sammeln.

Lesen Sie mehr über Pelumis Erlebnisse in ihrem Blog.

Author

Engländerin und Wannabe-Deutsche - denn wie könnte man sich nicht in ein Land verlieben, in dem Worte wie “Kummerspeck” hinter jeder Ecke lauern? Ich liebe es, zu reisen und die Kuriositäten verschiedener Länder zu entdecken - und der beste Weg sich an diese zu erinnern, ist natürlich per Postkarte!

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