Von Jessica Ufuoma (aus dem Englischen übersetzt)

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Gastautorin Jessica Ufuoma ist die Gründerin der Marke @theufuoma und eine Weltenbummlerin.

Jede*r verdient die Chance, die Welt zu bereisen – vom Kennenlernen neuer Kulturen über das Entdecken unbekannter Landschaften und letztlich die Gelegenheit über sich selbst zu lernen. Reisen ist wie ein Crashkurs in Geschichte, Kultur und der Welt.    

Für Menschen wie mich ist das Reisen jedoch nicht so einfach – es kann beschwerlich und mühsam sein sich zurechtzufinden. Als Schwarze zu reisen ist beschwerlich und mühsam, und diesen Zustand gilt es zu bewältigen.  

Obwohl ich bereits über 40 Länder und 100 Städte bereist habe, ist die Schwierigkeit nicht einfach so verschwunden, denn jede Erfahrung ist eigen und unvorhersehbar. Hier findest du einige sonderbare Situationen, die das Reisen als Schwarze mit sich bringt.  

Merkwürdiges beim Reisen als Schwarze

Eine Frau steht unter einem Torbogen im Ausland
Urheberrecht: Jessica Ufuoma / @theufuoma

#1: Meine Google-Suchen sind ziemlich seltsam

Jeder und jede Reisende muss ein bisschen recherchieren, bevor er oder sie sich auf den Weg macht. Nicht nur, weil es das Vernünftigste ist, sondern auch, um sicher und informiert zu bleiben und eine gute Zeit zu haben. Für Schwarze Reisende wie mich reicht eine Google-Suche nach den „Top 10 der interessantesten Orte in Italien“ kaum aus. Wir müssen auch Dinge googeln wie: „Ist es sicher, als Schwarze nach Italien zu reisen?“, „Orte, die man als Schwarze in Italien meiden sollte“, „Schwarze Gemeinde in Italien“ oder „Sind Italiener rassistisch?“  

Unsere Google-Suche hört nicht an der Oberfläche auf, sie muss wegen unserer Hautfarbe noch tiefer greifen. Und was noch schlimmer ist – diese Informationen, die wir suchen, sind nicht allzu leicht verfügbar – so besuchen wir die Orte oft trotzdem und müssen auf das Beste hoffen.

Oder wir besuchen sie eben gar nicht.   

#2: Ich muss mich besonders um mein Aussehen bemühen

Vor eine riesige Gebäude steht eine Frau im silberen Kleid
Urheberrecht: Jessica Ufuoma / @theufuoma

Abgesehen davon, dass ich ein modebegeisterter Mensch bin, der sich gerne zurecht macht, weiß ich, dass ich als Schwarze Reisende auch mehr darüber nachdenken muss, wie ich gekleidet bin, um fair behandelt zu werden. Es heißt bekanntlich – „die Art, wie man gekleidet ist, ist die Art, wie man angesprochen wird“, aber Schwarz zu sein, verstärkt diese Aussage noch.

Aufgrund meiner Hautfarbe werde ich automatisch verurteilt oder – schlimmer noch – verdächtigt. Manchmal reicht es nicht aus, ein weißes Hemd, kurze Hosen und Sandalen zu tragen, obwohl meine weißen Mitmenschen dies problemlos tun können. Meine Hautfarbe bedeutet, dass ich mich besonders anstrengen muss, um „gut auszusehen“, damit ich mit mehr Respekt behandelt werde, wenn ich z.B. versuche, in meinem Hotel einzuchecken.    

#3: Die Blicke hören einfach nicht auf – niemals!   

Ich verstehe, wenn sich das Aussehen an einem neuen Ort von anderen Menschen unterscheidet, sind die Blicke normal. Aber für diejenigen von uns, die reisen und Schwarz sind, gerät das unglaublich außer Kontrolle. Das Gefühl, angestarrt und oft objektiviert zu werden, ist nie angenehm.

Wenn ich ein neues Land besuche und an einen beliebten Ort gehe, ist es nicht ungewöhnlich, dass ich zur Touristenattraktion werde, zu der viele Einheimische strömen, um nach einem Bild von mir zu fragen. Oft lehne ich ab. Manchmal bin ich jedoch auch bereit, ein harmloses Foto von mir machen zu lassen. Aber ich kann nicht anders, als mich zu fragen: „Wofür werden diese Bilder verwendet und wo werden sie am Ende landen?“ Das werde ich nie erfahren.

#4 Ich muss mich mental auf längere Wartezeiten vorbereiten   

Wenn eine Person im Durchschnitt eine Stunde am Flughafen verbringt, um durch die Einwanderungs- und Sicherheitskontrolle zu gehen, kann ich als Schwarze Person damit rechnen, zwei Stunden damit zu verbringen, dasselbe zu tun.

Als ich mit meiner besten Freundin nach Bermuda gereist bin, wurden wir von der Einwanderungsbehörde angehalten und in einen gesonderten Raum gebracht, wo sie uns wie Kriminelle durchsucht haben. Als Reise-Bloggerin habe ich meistens mehrere Kameras dabei. Die Beamten befragten mich, warum ich zwei Kameras mitführe und ich musste sogar meinen Arbeitsausweis vorzeigen, um mich aus dieser Situation zu befreien. Ein kurzer Blick durch den Raum genügte – ich sah nur Leute, die aussahen, wie ich, und ich dachte sofort: „Ah, das ist also der Grund!“    

#5: Reisende Schwarze sind in den Medien unterrepräsentiert

Als schwarze reist eine Frau im Ausland und steht vor eine bunte Straße
Urheberrecht: Jessica Ufuoma / @theufuoma

Ich bin schon viel gereist und musste erst meinen Reise-Blog beginnen, um zu bemerken, dass es sehr wohl eine reisende schwarze Gemeinschaft gibt, die aber von den Medien nicht repräsentiert wird. Ein Blick in Reisemagazine und sogar auf die Seiten von Reise Instagram Profilen zeigt nur eine bestimmte Gruppe von Menschen in fremden Ländern. Das bildet jedoch keineswegs die Realität ab, denn schwarze Reisende haben 2018 fast 63 Milliarden Dollar fürs Reisen ausgegeben.

Wir leisten einen großen Beitrag für die Reiseindustrie. Wir können es uns nicht leisten, einen Rucksack zu packen oder in einer Herberge zu übernachten… Nicht aus Preisgründen, sondern aus Sicherheitsgründen. Normalerweise würden wir uns für ein Hotel entscheiden; Komfort und Luxus, in dem wir uns sowohl sicher fühlen können, als auch fair behandelt werden. 

Nicht in den Medien vertreten zu sein, ist nicht nur diskriminierend, sondern auch sehr gefährlich! Die Reisemedien haben die Macht, die Art und Weise zu beeinflussen, wie Schwarze von Fluggesellschaften, Hotels und sogar Einheimischen vor Ort behandelt werden. Wenn sie Menschen, die wie wir aussehen, nicht sehen, brechen sie nicht mit ihren Stereotypen. Und bringen uns dadurch in gefährlichere und unbequemere Situationen.   

Wie können Reisemedien reisenden Schwarzen helfen?

1. Schwarze Menschen repräsentieren

Mehr Repräsentation in Kampagnen, Broschüren usw. Menschen gewöhnen sich an Dinge, die sie regelmäßig sehen. Je mehr wir für andere Menschen sichtbar sind, desto mehr können diese Menschen dann Menschen akzeptieren, die anders aussehen als sie selbst.   

2. Plattformen bieten

Häufigere Veröffentlichung der Erfahrungsberichte von Schwarzen Menschen, die reisen. Auch hier ist unsere Meinung wichtig – genauso wie unsere Vorlieben, unsere Erfahrungen und Routen. Wir haben Geschichten zu erzählen und neue Perspektiven zu bieten. Wir sehen Reiseziele auf einzigartige Weise – und unsere Geschichte brauchen eine Plattform.  

3. Diversität & Vielfalt bei Arbeitsbeziehungen

Mehr Zusammenarbeit mit schwarzen Menschen. Ob als MitarbeiterIn eines Unternehmens oder als InfluencerIn einer Kampagne. Vielfalt ist wichtig und kann zum Wachstum eines Unternehmens führen. Wir haben es verdient, in Gespräche und Prozesse miteinbezogen zu werden.

4. Rassismus benennen

Ein kleiner Rat für alle unter uns: Schaue nicht weg, wenn du Unterdrückung oder Diskriminierung siehst. Stehe für deine Überzeugungen ein. Sonst bist du ein Teil des Problems.   

5. Ein*e Verbündete*r werden

Schließlich reicht es nicht aus, Schwarze Menschen nur als ästhetisch ansprechend zu sehen. Vielfalt und Einbeziehung sind weitaus wichtiger als schön organisierte oder auf Marken ausgerichtete Feeds. Sei ein*e Verbündete*r!   

Abschließende Gedanken zum Reisen als Schwarze Person

Unabhängig davon, wie hart das Reisen für Schwarze Menschen sein mag, reise ich weiter. Ich sehe die zahlreichen Vorteile des Reisens, auch wenn ich dafür viele Schwierigkeiten ertragen muss. Aber ich kann nicht umhin, mich zu fragen, wie viel angenehmer das Reisen wäre, müsste ich nicht die ganze Zeit auf meine Sicherheit achten oder mich darum sorgen, akzeptiert oder fair behandelt zu werden. Müsste ich mir doch nur Sorgen darum machen, den „besten Ort zum Essen in Italien“ zu finden… Ich kann nicht anders, als mich zu fragen, wie sich das anfühlen würde.


Über die Autorin

Jessica Ufuoma ist eine erfahrene Reisende, die über 40 Länder besucht und auf vier Kontinenten gelebt hat. Sie hat eine Leidenschaft für Menschen, Reisen und Kultur. Jessica inspiriert Millennials, aus ihrer Komfortzone herauszukommen und nach neuen Erfahrungen zu suchen. Sie glaubt an die Kraft des authentischen Reisens und stellt hilfreiche Werkzeuge, Ressourcen und Ratschläge zur Verfügung, um ihrem Publikum zu helfen, seine Reiseziele zu erreichen und besser, intelligenter und nachhaltiger zu reisen. 

Lese mehr von Jessicas Artikeln auf ihrem Blog (englischsprachig) oder folge ihr auf Instagram.


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Schaue nächste Woche wieder auf dem Blog vorbei, um einen weiteren Gastbeitrag zu entdecken. Autorin der nächsten Woche ist die inspirierende Reisebloggerin Efia Sulter. Sie spricht darüber, was auch du tun kannst, um die Reisebranche integrativer zu machen.

Und in der Zwischenzeit kannst du diesen Artikel von Gastautorin Pelumi Nubi lesen: Wie du Black Lives Matter Unterstützen kannst – 7 Wege Antirasistisch zu werden.

Author

Engländerin und Wannabe-Deutsche - denn wie könnte man sich nicht in ein Land verlieben, in dem Worte wie “Kummerspeck” hinter jeder Ecke lauern? Ich liebe es, zu reisen und die Kuriositäten verschiedener Länder zu entdecken - und der beste Weg sich an diese zu erinnern, ist natürlich per Postkarte!

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