Das letzte Mal habe ich dir die wichtigsten allgemeinen Tipps für perfekte Fotos mit dem Smartphone gegeben. Heute gehen wir gemeinsam einen Schritt weiter und befassen uns mit der Schwarzweißfotografie. Warum? Nun ja, unbunte Fotos wirken besonders charakterstark und so besinnen sich viele Fotografen heutzutage auf den analogen Retrochic, der easy mit dem Handy nachzuahmen ist. Ich möchte dir in diesem Artikel zehn kleine, aber feine Tipps und Tricks mit an die Hand geben, damit du DAS Handyfoto schießt!
Schwarzweißfotografie Tipp #1
Weniger ist mehr
Mit dieser Faustregel schaffst du eine harmonische Figur-Grund-Beziehung und legst somit den Fokus auf das Wesentliche im Bild. Wie kannst du das erreichen? Dein Hauptobjekt sollte in der Form kleiner sein als der Hintergrund und in sich geschlossen sein. Sobald du das Motiv im Vordergrund platzierst, rückt es zusätzlich in den Mittelpunkt.
Super! Damit legst du bereits den Grundstein für ein atemberaubendes Schwarzweißfoto!
Schwarzweißfotografie Tipp #2
Bringe alles in Ordnung
Natürlich gibt es viele Möglichkeiten, ein Bild zu komponieren und zu gestalten, jedoch schreibt die Schwarzweißfotografie ihre eigenen Regeln. Besonders die Bildstaffelung, also das Einteilen des Motivs in Vorder-, Mittel- und Hintergrund, schafft Klarheit. Versuche auch mal die selektive Unschärfe. Wie? Gehe nah an das Objekt der Begierde heran und lege den Fokus per Fingertipp auf dieses. So wird der Hintergrund unscharf. Perfekt!
Bereit für den nächsten Schritt? Weiter geht’s!
Schwarzweißfotografie Tipp #3
Erwecke dein Foto zum Leben
Die Grundzutaten kennst du bereits. Nun fehlt noch die gewisse Würze. Nutze dynamische Elemente, sodass dein Bild an Dreidimensionalität und Spannung gewinnt. Außergewöhnliche Perspektiven, wie die Froschperspektive, oder der Texturgradient können dir dabei helfen, um Tiefe und Plastizität zu zaubern.
Nun zur Königsdisziplin, dem Licht!
Schwarzweißfotografie Tipp #4
Schaffe harmonische Verhältnisse
Kein fotografischer Gestaltungsstil lebt so sehr vom perfekt inszenierten Licht wie der Schwarzweiß-Effekt. Da nur weiß, schwarz und die dazwischenliegenden Grautöne abgebildet werden, solltest du auf einen ausgewogenen Hell- Dunkel- Anteil achten. Je ein Drittel dieser unbunten Farben auf dem gesamten Foto wirken harmonisch. Aber bitte sei vorsichtig mit den sehr hellen bzw. dunklen Bereichen, denn diese sollten ausreichend Zeichnung aufweisen.
Einen Tipp zum Licht habe ich noch für dich!
Schwarzweißfotografie Tipp #5
Zeichne mit Licht
Dein Schwarzweißmotiv lebt von klaren Linien, Lichter und Schatten sind dir dabei ein äußerst wichtiges Hilfsmittel. Besonders ein seitliches Licht von schräg oben oder gar ein Gegenlicht erzeugen Stimmung und einen hohen Kontrast, der nebenbei für die Figur-Grund-Beziehung und die Räumlichkeit förderlich ist. Sei flexibel mit deinem Standpunkt und variiere doch einmal mit der Perspektive: du wirst sehen, wie veränderte Licht- und Schattenführungen deine Bildaussage stark beeinflussen.
Hier ein kleiner Einschub in eigener Sache: aufkommende Trends werfen ja gern die monumentalen Regeln um, besonders in der Fotografie. Auch wenn ich dir eine kontrastreiche Beleuchtung ans Herz gelegt habe, probiere doch einfach mal „Verblassungsfilter“ aus (in diversen Apps wie VSCO). Solche milchigen Effekte können die Gesamtstimmung des Schwarzweißbildes beeinflussen!
Nun aber weiter im Takt mit einem Extratipp zur Portraitfotografie!
Schwarzweißfotografie Tipp #6
Einfühlungsvermögen ist gefragt
Nun zur Portraitfotografie. Kennst du dein Model wirklich? Wie ist sein Charakter, seine Mimik und Gestik? All diese Dinge solltest du mit dem Betätigen des Auslösers festhalten können. Ein dramatischer Blick mit starker Mimik sollte dementsprechend kontrastreich ausgeleuchtet werden. Für ein Kinderportrait bevorzuge ich ein sanftes Licht mit zarten Schatten.
Doch eine Regel solltest du immer bedenken, bevor das Shooting beginnt: achte auf den Lichtreflex in den Augen. Dieser erweckt den Blick erst zum Leben, besonders in unbunten Farben. Durch ein zusätzliches Licht (zum Beispiel mit Handspiegel) kannst du dieses erzeugen. Auch ein enger Ausschnitt kann dich dem Portraitierten im wahrsten Sinne des Wortes näherbringen. Ich empfehle dir, diesen erst in der Nachbearbeitung mittels App auszuwählen.
Du interessierst dich eher für Landschaften? Kein Problem!
Schwarzweißfotografie Tipp #7
Abwarten und Tee trinken
Besonders eindrucksvoll kann die Umwandlung von farbigen Landschaftsfotos in Schwarzweiß sein. Allerdings musst du dich in Geduld üben und oft viele verschiedene Blickwinkel ausprobieren. Mach dir zusätzlich organische Formen der Natur zunutze und halte das Foto clean.
Gern genommene Gestaltungsmittel sind hier die Fluchtpunktperspektive und die Spiegelung, zum Beispiel der See an der Horizontlinie.
Wie du die Herausforderung Belichtung meisterst: gerade Fotos mit Himmelanteil können schlecht gleichmäßig belichtet werden. Hier kann die HDR-Funktion in deinem Smartphone von Vorteil sein.
Auch Architektur lässt sich besonders spannend in Schwarzweiß abbilden!
Schwarzweißfotografie Tipp #8
Der frühe Vogel fängt den Wurm
Die frühe Sonneneinstrahlung bewirkt lange und kontrastreiche Schatten, die das Objekt plastisch darstellen und Struktur geben, sodass auch die Materialien zu erkennen sind. Bedenke darüber hinaus, dass unbelebte Gegenstände durch eine spannende Komposition dynamisch abgebildet werden können. Die Bildaufteilung in Vorder- und Hintergrund kann dir dabei helfen. Versuche dich doch auch mal an außergewöhnliche Perspektiven, allerdings solltest du stürzende Linien vermeiden.
Du hast DAS atemberaubende Schwarzweißfoto geknipst, aber es fehlt das gewisse Etwas? Dann hab‘ ich etwas für dich!
Schwarzweißfotografie Tipp #9
Apps für die Schwarzweißfotografie
Gleich zu Anfang ein weiser Rat, den ich schmerzlich erfahren musste: anstatt im Schwarzweiß-Modus zu fotografieren, solltest du deine Aufnahmen in Farbe machen, um sie erst im Nachhinein durch Fototools in Schwarzweiß umzuwandeln. Manchmal sieht ein Foto in Farbe nämlich viel interessanter aus. Schade drum!
Nun zu den Apps: die wohl bekannteste Fotoplattform ist wahrscheinlich Instagram mit einer kleinen Auswahl an Schwarzweiß-Effekten. Doch es gibt noch weitere Programme, die deiner Aufnahme den gewissen analogen Retrochic verleihen. Black Cam zum Beispiel bietet eine enorme Auswahl an Schwarzweißfiltern, CameraMX wartet mit Filtern für den Used-Look und Blendenflecken auf.
Das absolute Black-and-white-Schmankerl ist die Applikation „Schwarzweiß Kamera“: diverse Vintagefilter, Filmstreifentemplates und trendy Belichtungsfilter werden dort geboten.
Also… austoben dringend empfohlen!
Schwarzweißfotografie Tipp #10
Probiere dich aus
Probieren geht über Studieren! Teste dich aus, denn zum Glück (obwohl.. ist es Glück?!) leben wir in einer Zeit, in der wir nicht mit einem 36er-Film in der Kamera durch die Gegend laufen und mit Aufnahmen geizen müssen. Heute versuchen diverse Apps und Fotobearbeitungsprogramme uns die Arbeit abzunehmen und den analogen Retrochic im rasanten Tempo in unsere Fotos zu zaubern.
Schwarzweißfotografie – Tipps und Tricks
Zusammenfassung
- #1 – Weniger ist mehr
- #2 – Bringe alles in Ordnung
- #3 – Erwecke dein Foto zum Leben
- #4 – Schaffe harmonische Verhältnisse
- #5 – Zeichne mit Licht
- #6 – Einfühlungsvermögen ist gefragt
- #7 – Abwarten und Tee trinken
- #8 – Der frühe Vogel fängt den Wurm
- #9 – Apps für die Schwarzweißfotografie
- #10 – Probiere dich aus
Deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, also viel Spass beim Experimentieren!
Liebe Grüße,
deine Nadja von MyPostcard
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