Von Jessica Anyan-Brown (aus dem Englischen übersetzt)

Jessica Anyan-Brown Profil Bild für Passprivileg Artikel
Gastautorin Jessica Anyan-Brown ist eine Teilzeit-Reisebloggerin, mit dem Ziel Menschen zu inspirieren und überall Kultur zu entdecken. Sie ist die Gründerin der Marke Road2Culturedom.

In Folge der jüngsten Black Lives Matter-Bewegung und der Proteste wurde jeder Aspekt unseres modernen Lebens beleuchtet, um zu verstehen, wie wir gleiche Ausgangsvoraussetzungen schaffen können. Die Reiseindustrie ist wichtig, weil die Kaufkraft der Schwarzen Reisenden enorm ist, aber unsere Repräsentation und unsere Erfahrungen nicht reflektiert werden.

Reisen ist nicht nur wirtschaftlich, sondern auch sozial ein Privileg. Ich bin bisher in 35 Länder gereist und 99% davon waren großartig.

Aber meine Erfahrungen werden von anderen Schwarzen Reisenden, die mit Pässen anderer Länder durch die Welt reisen, nicht geteilt.

Es ist ein wichtiger Teil des Reisens, darüber nachzudenken und zu reflektieren, welche Rolle wir bei dem Thema spielen. In diesem Artikel findest du meine Auffassung davon, welche Macht der Pass einer Schwarzen Reisenden spielen kann. 

Was sind Passprivilegien? 

Jessica sitzt vor ein wunderschöne Aussicht im Ausland
Urheberrecht: Jessica Anyan-Brown / @road2culturedom

Speziell für Schwarze Reisende bedeuten Passprivilegien, wie ihr Reisepass es ihnen ermöglicht oder ihre Fähigkeit beeinflusst, an Orte zu reisen – und es zu genießen, an diesen Orten zu sein. Es ist bekannt, dass diejenigen von uns, die „stärkere“ Pässe haben, sich in der Reisebranche in einigen Aspekten leichter zurechtfinden werden als in anderen. Der Versuch, für einige Orte ein Visum zu bekommen, kann ein langwieriger und teurer Prozess – und somit abschreckend – sein.

Es bringt einen auch dazu, darüber nachzudenken, wo man sich als Schwarzer Reisender willkommen fühlen könnte und welche Missverständnisse die Menschen aufgrund des Reisepasses, den man mit sich führt, haben könnten. All dies führt dazu, dass Schwarze Reisende aus bestimmten Ländern in einigen Gebieten unterrepräsentiert sind.

Du bist angekommen. Was jetzt?

Eine Frau steht unter Bäume
Urheberrecht: Jessica Anyan-Brown / @road2culturedom

Wenn Dein Reisepass es Dir erlaubt, problemlos in ein Land einzureisen, wirst Du wahrscheinlich (aber nicht immer) eine bessere Erfahrung bei der Grenzkontrolle machen. Für diejenigen, die bereits ein schwieriges Visumverfahren durchlaufen haben, ist das Warten und Befragtwerden am Flughafen eine weitere Herausforderung. Ich habe gesehen, wie FreundInnen, die mit nicht-britischen Pässen reisen, lange Zeit bei der Grenzkontrolle aufgehalten wurden, obwohl wir alle von London aus mit den gleichen Reiseplänen losgeflogen sind!

Selbst so etwas Einfaches wie die Buchung einer Unterkunft kann problematisch sein. Fragen, die zu berücksichtigen sind: Wird der/die AirBnB-BesitzerIn meinen Ausweis zur Bestätigung der Buchung akzeptieren? Erlauben es mir die Bedingungen meines Visums, spontan zu buchen? Was werden die GastgeberInnen denken, wenn ich einfach auftauche, anstatt im Voraus zu buchen? Bei bestimmten Reisen sind aus diesen Gründen ich selbst oder andere Gruppenmitglieder mit britischen Pässen mit der Buchung beauftragt worden.

Haben Passprivilegien Einfluss darauf, wie ich im Ausland behandelt werden könnte?

Eine schwarze Frau sitz vor dem Meer
Urheberrecht: Jessica Anyan-Brown / @road2culturedom

Meiner Erfahrung nach: absolut, ja!

Ich bin schon oft von Einheimischen auf der Straße Afrika genannt worden. Ich bin stolz auf meine ghanaische Herkunft, und sie haben nicht Unrecht, aber es fühlt sich trotz allem seltsam an. Sobald sie mich sprechen hören, entschuldigen sie sich schnell oder versuchen, ein normales Gespräch zu führen. Oft fragen MitarbeiterInnen in Restaurants oder Touristenattraktionen zögerlich, woher ich komme. Ich sage gewöhnlich Großbritannien, und sie entspannen sich sichtlich. Es ist, als gäbe es plötzlich mehr Vertrauen in meine Kaufkraft.

Würde sich das in manchen Situationen ändern, wenn ich mit meinem ghanaischen Reisepass reisen würde? Oder wenn ich mit einem anderen Akzent sprechen würde?

Gibt es trotz der Passprivilegien Nachteile?

Auf jeden Fall.

Schließlich verhindert es nicht die Blicke oder die wandernden Hände, die mir im Ausland in die Haare greifen! Ich wurde auch schon über meine Absichten beim Besuch so mancher Länder ausgefragt und das trotz Vorlage von Rückflugtickets und meines britischen Passes.

Ich war trotz meines mutmaßlichen Privilegs von dieser Befragung überrascht, aber ich weiß, dass Schwarze Mitreisende mit anderen Pässen das laufend erleben.

Wie gehen wir damit um, dass unsere Pässe unterschiedlich sind?

Vor einen großen Turm steht eine Frau
Urheberrecht: Jessica Anyan-Brown / @road2culturedom

Zwar können wir die Macht der Pässe nicht individuell verändern, aber wir können über unsere Vorannahmen und Einstellungen gegenüber allen Schwarzen Reisenden nachdenken. Unabhängig vom Reisepass sind wir in Dein schönes Land gereist, um dessen Kultur zu genießen und zu dessen Wirtschaft beizutragen! Im Gegenzug würden wir gerne Informationen über uns und unsere Heimatländer weitergeben, um Dich zu ermutigen, uns zu besuchen oder einfach mehr zu erfahren. 

Für diejenigen unter uns Schwarzen Reisenden, die von Passprivilegien profitieren, ist es wichtig, dies anzuerkennen. Wir sind unbeabsichtigt VertreterInnen aller Schwarzen Reisenden in einigen Teilen der Welt. Das können wir nicht ändern, aber das ist in Ordnung.

Deine Erfahrungen und Dein Feedback werden der nächsten Person helfen, sich zu entscheiden, einen Ort zu besuchen, den sie oder er vorher nie in Betracht gezogen hätte – ein Gewinn für alle Beteiligten!


Über die Autorin

Jessica Anyan-Brown ist nebenberuflich Reise- und Kulturbloggerin und verfügt über zahlreiche Reiseerfahrungen hinsichtlich der 35 Länder, die sie bisher besucht hat.

Ihr Lieblingsteil der Welt war (bisher) Mittelamerika aufgrund seiner Lebendigkeit und seines kulturellen Reichtums. Ihr Heimatland Ghana kommt an zweiter Stelle.

Jessica begann ihren Blog Road2Culturedom, um die Menschen zu inspirieren, Kultur zu finden, wo immer sie auch hinreisen, nicht nur im Ausland, sondern auch im Inland und in der Nähe ihrer Heimat. Sie nutzt die sozialen Medien und ihre Webseite, um ihre AnhängerInnen zu ermutigen, ihre Leidenschaft für zielgerichtetes Reisen zu teilen! 


Mit diesem Beitrag schließen wir unsere Serie von Gastbeiträgen ab (aber definitiv NICHT das Thema und die Konversation darüber). Wenn Du mehr über Rassismus in der Reisebranche erfahren möchtest und wissen möchtest, wie Du ein/e bessere/r Verbündete/r sein kannst, dann lese die aufschlussreichen Beiträge dieser Serie:

Ein großes Dankeschön an Pelumi von @Black.Kintsugi, Jessica von @TheUfuoma, Efia von @EffyTalksLife, Fisayo von @TheFisayo und natürlich an die Autorin dieser Woche, Jessica von @Road2Culturedom. <3

Author

Engländerin und Wannabe-Deutsche - denn wie könnte man sich nicht in ein Land verlieben, in dem Worte wie “Kummerspeck” hinter jeder Ecke lauern? Ich liebe es, zu reisen und die Kuriositäten verschiedener Länder zu entdecken - und der beste Weg sich an diese zu erinnern, ist natürlich per Postkarte!

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